Der Musikverein Ellmendingen hatte nach langer Veranstaltungspause etwas Besonderes zu bieten. Am Samstagabend lud das Orchester zu „Musik und Wein – Eine musikalische Weinreise“ ein. Weil die vom Verein traditionell genutzte Winzerhalle noch nicht wieder verfügbar ist, fand das große Frühjahrskonzert wahlweise mit oder ohne Weinprobe dieses Mal im benachbarten Dietenhausen statt.
Die vorgetragenen Musikstücke sind buntgemischt und führen die Zuhörer durch Kalifornien, Südamerika und Südafrika, nach Ungarn, ins alte Persien und zurück nach Deutschland. Frank Kern stellt die Musik und ihre Komponisten vor. Er macht das mit großem Wissen, aber zur merklichen Freude des Publikums vor allem auch mit sehr viel Humor und gespickt mit lustigen, weisen und mitunter skurrilen Weinzitaten. Kelterns Weinkönigin Saskia Drapa gibt Einblick in die Herkunft der ausgeschenkten Weine, die von Helfern flink durch die Stuhlreihen und in die Gläser der Gäste gebracht werden.
So dürfen jene sich mit dem kalifornischen Chardonnay und der Darbietung von „San Diego“ von Juan A. Pérez unter anderem an einen warmen Strand versetzt fühlen. Die rote Cuvée hingegen entführt mit der Kleinen Ungarischen Rhapsodie von Alfred Bösendorfer und Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 6 direkt in die Puszta. Aus dem Orient wird eine Cuvée aus Öküzgözü, Syrah und Cabernet Sauvignon präsentiert. Dazu wird „Auf einem persischen Markt“ von Albert W. Ketèlbey und eine Sage über eine persische Königsgattin gereicht, die mithilfe von gegorenen Trauben, die als vergiftet galten, vor ihren Kopfschmerzen in den Selbstmord fliehen wollte. Sie starb nach der Sage keineswegs durch das wohlschmeckende Getränk, sondern wurde recht fröhliche und zudem von ihrer Migräne geheilt.
Als die der Kelter nahe Martin-Luther-Kirche ihre Glocken erklingen lässt, wird eine kurze Unterbrechung notwendig, die der guten Stimmung aber keinen Abbruch tut. Der Abend ist überaus entspannt, Musikern und Zuhörern ist die Freude an der Veranstaltung in die Gesichter geschrieben.
Ein paar Hürden waren zuvor zu nehmen: Die Bühne der Kelter in Dietenhausen ist etwas zu klein für 21 Musiker und ihren Orchesterleiter Bruno Sautner und musste mit ein paar Umbauarbeiten kurzfristig verlängert werden. Für die über 100 Zuhörer werden Stühle vom Kleintierzüchterverein geliehen, weil die vorhandenen zu breit sind. Eine Trompete fiel aus, aber zum Glück sprang Sandra Bochinger als Gastmusikerin ein, so dass sie bei dieser Veranstaltung nicht an Bürgermeister Steffen Bochingers Seite, sondern auf der Bühne zu finden ist. Und natürlich, so erzählt Vorstand Marco Kronenwett schmunzelnd, waren nach den Proben jede Menge Sitzungen notwendig, bis die passenden Weine für die Verkostung am Konzertabend gefunden waren.
Als es mit der 80er KULT(tour) von Thiemo Kraas und dem köstlichen Spätburgunder Weißherbst vom Ellmendinger Keulebuckel weitergeht, wippen die Füße reihenweise im Takt. Unter lautstarkem Applaus für den überaus gelungenen Konzertabend und erst nach drei eingeforderten Zugaben werden die Musiker des Musikvereins Ellmendingen von der Bühne entlassen und dürfen nun auch ihre Kehlen befeuchten.